Rundgang: Informationssammlung: Gedenkorte im Wald (Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert) - Station: Ehemaliges Massengrab und Gedenkstein für die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen 1941

Arbeitsauftrag: Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen - Oktober 1941

Am 16. Oktober 1941 wurden von der Gestapo Trier aus dem 300 sowjetische Kriegsgefangene umfassenden Arbeitskommando des Truppenübungsplatzes Baumholder, 70 Männer „abgeholt“, um sie einer „Sonderbehandlung“ zuzuführen. Grundlage dafür war der so genannte „Kommissarbefehl“. Diesem Befehl Hitlers zufolge sollten politische Offiziere („Kommissare“), die in der Sowjetarmee für die kommunistische Schulung der Soldaten zuständig waren, nach ihrer Gefangennahme ermordet werden.  Zwei Lastwagen brachten die 70 Kriegsgefangenen nach Einbruch der Dunkelheit in das SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Den Ahnungslosen gaukelte man vor, sie müssten sich vor einem neuen Arbeitseinsatz einer medizinischen Untersuchung unterziehen und sich impfen lassen. Einzeln wurden sie in die Quarantänebaracke geführt, ihnen jedoch eine tödliche Zyankalilösung injiziert wurde. Noch während der Nacht verscharrte man  die Ermordeten in den bereits vorbereiteten Massengräbern, die im Wald versteckt lagen.

Fast die gesamte Lager-SS war in diese Mordaktion verstrickt. Das Ausheben der Gruben im Wald , die Absperrung der Straßen, die Ausgangssperre im Lager, die Abholung der Gefangenen aus Baumholder,...

Zwei Sanitäter, die bei der Mordaktion mithalfen wurden nach dem Krieg angeklagt. Sie  blieben aber straffrei.

Die Opfer wurden nach dem Krieg exhumiert und fanden auf dem „Ehrenfriedhof“ ihre letzte Ruhestätte

Kurzfilm: Gedenkstein für die 70 sowjetischen Opfer des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert

https://www.youtube.com/watch?v=a25ztAhF61k&feature=youtu.be

Kurzfilm: Das ehmalige Massengrab für die sowjetischen Opfer des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert:

https://www.youtube.com/watch?v=ZwdLLNSzSCM&feature=youtu.be

 

Zeitungsbericht: Schüler des Gymnasiums aus Hermeskeil unter Leitung von Volker Schneider setzen 1986 einen Gedenkstein für die ermordeten sowjetischen Opfer des Lagers Anzeigen Herunterladen
Der Gedenkstein - Projekt Schüler Gymnasium Hermeskeil - Herr Volker Schneider (1986) Anzeigen Herunterladen
Die sogenannte "Hubertuswiese"- ehemaliges Massengrab Anzeigen Herunterladen
Das ehemalige Massengrab heute Anzeigen Herunterladen
Schüler/innen aus Reinsfeld bepflanzten den Gedenkstein während eines Ferienwokshops neu Anzeigen Herunterladen
Vortragskriterien: Grundsätzliche Erläuterung zum Informationsangebot

Die in diesem Rundgang dargestellten Informationsangebote verfolgen nicht das didaktisch-methodische Konzept des Aktivierten Rundgangs. Die Zielgruppe sind nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch interessierte Erwachsene, die Informationen über die Gedenkorte im Wald, in der Umgebung der Gedenkstätte Hinzert erschließen wollen.

1. Zusatzangebot: Die Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen

„Im Quarantäneraum war an dem fraglichen Abend links vom die beiden ein rechteckiger Teil des Gesamtraumes abgeteilt. Hier sollten die Gefangenen getötet werden. Man hatte in etwa 2,50 m Höhe einen Draht gespannt, an dem Decken und weiße Laken befestigt waren, die bis zum Fußboden hinab hingen, so dass man innerhalb der Abspannung den Eindruck haben konnte, es handle sich um  einen kleinen Revierrum. In dieser Art Kabine standen ein größerer – einem ärztlichen Untersuchungstisch ähnlicher – Tisch, auf dem eine Tragbahre lag, eine große starke Lampe und ein kleinerer Tisch, auf dem sich ein Sterilisator mit mehreren Spritzen, eine Anzahl von Kanülen und eine Flasche mit Zyankali befanden. Aus diesem Raum gelangte man durch die geöffnete, aber mit Decken dicht verhangene Tür zum Entwesungsraum.(..) Die Gefangenen erhielten den Befehl, abzusteigen und sich mit ihrem Gepäck in den Entwesungsraum zu begeben. Hier eröffnete ihnen ein Dolmetscher, sie kämen zum Arbeitseinsatz, müssten sich deshalb einer ärztlichen Untersuchung unterziehen und erhielten gleichzeitig eine Schutzimpfung. Darauf untersuchte der Zahnarzt Dr. W. die Mundhöhle der gefangene, angeblich, um etwaige Erkrankungen festzustellen. Alsdann erhielten sie den Befehl sich zur weiteren Untersuchung und Impfung ganz auszukleiden. Im nackten Zustand wurden sie darauf in einem ersten abgeteilten weiteren Raum durch den Sanitäter Hansen zum Schein gewogen und gemessen.

(…) Nunmehr trat der erste Gefangene durch die mit decken verhangene Tür aus dem Nebenraum herein. Es wurde ihm bedeutet, sich auf die auf dem größeren Tisch stehende Tragbahre zu legen. Als der Gefangene auf der Bahre lag, band ihm Brendel einen Oberarm ab. Sodann spritze Dr. Wolter dem Gefangenen die Zyankalilösung in eine Vene des abgebundenen Oberarms. Kurz darauf zuckte der Körper des Mannes und der Gefangene war zufolge der Einwirkung des Giftes tot.“

Jetzt traten aus dem abgetrennten Teil des Quarantäneraums zwei SS-Männer herein, ergriffen die Tragbahre mit dem Toten und trugen diese hinaus auf einen vor der Baracke unmittelbar an der Treppe stehenden Lastkraftwagen.

 

„(…) Zwei Trägerpaare schafften abwechselnd die Toten auf einer Tragbahre aus dem Raum, wo die Tötung stattfand, heraus, trugen sie auf den draußen wartenden Lastkraftwagen, wo zwei weitere SS-Leute die Toten zurechtlegten. In zwei Fahrten wurden die Toten zu dem Walde gelegenen Massengrab geschafft und dort beerdigt.“

 

„(…) U.a. wurden vier SS-Leute dazu bestimmt, mit zwei Tragbahren die Getöteten aus der Baracke zu einem draußen wartenden LKW zu schaffen; einige andere sollten die Leichen auf dem Wagen zurechtlegen und schließlich einige weitere die Toten zu dem Massengrab in den Wald bringen und dort beerdigen .“

 

Quelle: Albert Pütz: Angehörige der Lager-SS, Gestapo und NS-Justiz vor Gericht, Schriftenreihe des Ministeriums der Justiz, Frankfurt am Main, 2001, S.161 ff

2. Zusatzangebot: Vita Michail Rabozewitsch

Der Mechaniker Michail Rabozewitsch wurde am 20. September 1921 in Slutzk, Weißrussland geboren. Bereits einen Monat nach dem Überfall auf die Sowjetunion, am 21. Juli 1941 geriet der damals 19 jährige Soldat, bei Wolkowitz in deutsche Kriegsgefangenschaft. Von dort wurde er in das deutsche Reichsgebiet abtransportiert und traf am 25. Juli im Mannschaftsstammlager für sowjetische Kriegsgefangene 326 (Senne) ein. Dort wurde er registriert und geimpft und zunächst in das Mannschaftslager (Stalag) XII F (Saarburg) und von dort am 9. Oktober 1941 in das Stalag XII D (Trier) verlegt. Untergebracht wurde er in Aulenbach, einem „Arbeitslager“ für sowjetische Kriegsgefangene des „Truppenübungsplatzes Baumholder“. Am 10. Oktober erschienen Angehörige eines „Einsatzkommandos“ des Staatssicherheitsdienstes (SD) aus Koblenz in Aulenbach und sonderten auf der Grundlage des „Kommissarbefehls“ Rabozewitsch zusammen mit 69 weiteren sowjetischen Kriegsgefangenen zur Ermordung durch Giftinjektion in Hinzert aus. Auch später kam es zu Aussonderungen in Aulenbach, die Ermordungen fanden dann aber in anderen Konzentrationslager, zum Beispiel in Dachau statt.